Schnee- treiben!

 

Nicht die neue Rechtschreibung  sondern die Bedeutung der Wortspielerei sei mir hier gestattet.

Was macht ein eingefleischter Motorsportler am Jahresende? Er studiert den neuesten Motorsportkalender. Ende Oktober die ersten Termine. Einschränkungen durch den Beruf des Co´s sind ja schon vorprogrammiert. Termine im schulfreien Raum eine Rarität.

 

Erste Möglichkeit: Jänner Rallye. Also schnell einmal Kostenrechnung anstellen und genau planen und kalkulieren. Startgeld 600,- Euro sind schon ein Hammer. Aber siehe da: Ausländer sind beim Startgeld begünstigt. Da ich schon einige Jahre, ja schon Jahrzehnte mit österreichischer Lizenz unterwegs war, ich aber immer vom Preis- Leistungsverhältnis  enttäuscht wurde, fiel mir die Entscheidung nicht schwer mit Tschechischer Lizenz zu fahren. Außerdem ist das Fahrzeug aus der Tschechei, ebenso wie der Motorsportclub unter dem wir starten.

 

Also: Corina verständigen. Die Arbeit des Beifahrers beginnt. Also  ran ans Telefon und Quartier bestellen. An und für sich eine reine Routine. Wenn da nicht das übermäßig starke Interesse und ein Starterfeld von über 140 Teilnehmern wäre. Nach einer halben Stunde erfolgloser Arbeit nur noch eine Nummer. Erste Fragestellungen der Vermieterin: Teilnehmer? Dann vermieten wir nicht. Nach 20 Minuten bitten und flehen und unendlichen Versprechen wie z.B. Nichttrinker, Nichtraucher, im gesetzten Alter, Lehrerin und so weiter, endlich die Erlösung. Wir hatten ein Zimmer. Supergünstig und mit Familienanschluss. Die Zimmerwirtin hatte einmal ein vom Fremdenverkehrsverband vermitteltes Rallye- Team einquartiert und musste hinterher das halbe Haus neu renovieren, ohne dafür Schadenersatz zu bekommen. Ich hoffe, dass ihre Entscheidung, uns aufzunehmen das Verhältnis zum Motorsport wieder verbessert hat.

 

 Somit nun zum Wesentlichen: Die Jänner. Ein Schnee -Treiben?

Montag erster Trainingstag. Eis und Schnee auf fast der gesamten Strecke. Sp 3, 13 und 14 eine eigene Eiswelt. Der Rest der Strecke ein Wechselspiel von trocken über nass bis eisig. Alles vorhanden. Ein Reifenpoker schlechthin. Training von 8 bis 22 Uhr. Den ganzen Tag ohne Pause auf der Strecke. Genaueste Aufzeichnungen erhöhen die Chancen zum Überleben. Am 2. Trainingstag wieder alles anders. Wetterumschwung und heftige Plusgrade haben den Schnee weggefressen. Wieder alles abfahren und umschreiben.

 

Nächste Nacht: Dauerregen. Noch mal ändern. Mittwoch Früh war im Castrol Rundkurs alles Eis einfach weg. Sind am Dienstag manche nicht einmal mit dem Trainingsauto vom Start weggekommen, so war am nächsten Tag nur nasse Fahrbahn. Schwierig einzuschätzen schon deswegen, da auf dieser SP nur ein dreimaliges Befahren gestattet war. Wir sind von einem Zuschauerpunkt aus zu Fuß auf die Strecke gegangen um uns von den neuesten Verhältnissen ein Bild zu machen. Einige andere Teams hatten genau den gleichen Weg wie wir gewählt. Nicht jedoch alle. Einige Teams fuhren auf der Strecke ihre Trainingsrunden. Leider sind wieder einmal alle gleich. Manche eben gleicher. Vom Veranstalter natürlich weit und breit keine Spur.

 

Ein Lob muss aber dennoch ausgesprochen werden. Hervorragende Streckenführung. Alle SP´s ein wirkliches  EM Niveau.

Die Rallye hielt das, was uns schon beim Training prophezeit wurde: Jede Schleife ein neuer Reifenpoker. Viele Ausfälle waren an der Tagesordnung. So manches Blech wurde kalt verformt. Sogar der gekaufte Beifahrersitz im Vorauswagen wurde ein Abenteuerspielplatz und endete in einer Rechts 1 im tiefen Graben. Die dritte Sonderprüfung wurde aufgrund eines Rettungseinsatzes neutralisiert.  

 

Doch für uns stand vom Start weg fest: Spaß haben und das Ziel sehen.

Dementsprechend schwach waren unsere Zeiten. Auf den Nacht SP´ s der ersten Schleife fiel auch noch die Intercom aus (aber eine Lehrerin als Co macht auch ein solches Defizit wett) und auch das Licht der Zusatzscheinwerfer war nur spärlich und die Sichtweiten somit minimal.  Außerdem ist die Dunkelheit sowieso nicht unsere Spezialität.

Aber es lagen mehr Autos im Wald als im Ziel. So sahen wir an beiden Wertungstagen das Ziel und wurden 58. in der Gesamtwertung, von 145 Startern. Ein Erfolg, den wir uns redlich verdienten.

 

Einen Dank auch an dieser Stelle an unser Team, trotz abendlicher Kühle immer mit gewaschenem Auto aus dem Service fahren ist nicht allen vergönnt.

 

Dr.Apela