HARRACH- EIN MYTHOS

 

 

Nach eingehender und intensiver Kalkulation und Überprüfung der Rallyekassa kamen wir zum Entschluss: Da ist noch was zum Verprassen. Terminkalender raus- Schulplan raus und Vergleiche ziehen. Wo passt was rein. Siehe da! In den Ferien ist noch was möglich. Der Harrach Sprint fällt günstig vor der Barum und warum net amal a bisserl Schotter?

 

Entschluss gefasst: Der Sprint wird gefahren. Erste Erinnerungen an 2003 werden wach. Arme Felicia- Hast schon damals das Wehklagen gekriegt. Harte Bandagen für ein Asphaltauto. Außerdem wollen unsere Tschechischen Kollegen mit dem Auto die Staatsmeisterschaft in der CZ bestreiten. 14 Tage später ist ja die Barum- Rallye. Also das werden wir nicht riskieren. da muss was anderes her.  Grübel, grübel und studier, wo nehma a gscheites Auto her?

 

Für eine gute Ausred bin ich immer zu haben. Und manchmal hab ich auch gute Ideen- wie sich nachher herausstellte. Bei der Bohemia- Rallye haben wir ein „österreichisches“ Team kennen gelernt. Er gebürtiger Ungar, sie gebürtige Tschechin, lebend in Vorarlberg und fahrend ein russisches Auto: Die Familie RONAY mit einer wunderschönen Lada. Was lag da näher als anzufragen, ob er dank seiner ungarischen Sprachkenntnisse und seiner Vorbelastung als Ladafahrer nicht Erkundigungen über eine Leih-da einholen kann. Unerwartet rasch kam Antwort    (Motorsport verbindet halt): Matic hat eine Lada zu verborgen. Gruppe B, spricht kein Wort deutsch, die Telefonnummer vom Dolmetsch war auch gleich dabei. Zwei kurze Anrufe, ein Termin, eine Probefahrt und wir hatten ein Wettbewerbsfahrzeug erster Klasse. LADA VAZ Gruppe B 150 PS, 5 Gang Getriebe gerade verzahnt, Plastikfenster, also alles was gut und teuer war und in eine Lada passte. Es war übrigens das Auto, welches im Vorjahr den 10. Gesamtrang herausfuhr. Mit unserem Vermieter als Pilot.

 

Überpünktlich genau (ca. eine ½ Stunde nach dem vereinbarten Termin) kam das Auto dann endlich zur technischen Abnahme. Freundlicherweise wurde die Administrative Abnahme zweigeteilt und  wir durften die Fahrzeugpapiere nachreichen. die Technische dann ganz genau im Terminplan, zwischendurch die Werbekleber, Startnummern und sonstigen Schmuck aufs Auto und ab ins Quartier.

 

Der Freitag: Auto vom Service ins Parc Fermé. Der Wolferl am Beifahrersitz leicht nervös. Mehr als ein mehrfaches uiii uiii war nicht herauszuholen. Der war entzückt. Was wird der Co sagen? Noch nie mit so was am Schotter (Ich auch nicht).

Auto vom Startparkplatz holen und auf zum ersten Training. Böse Geräusche aus dem Getriebe. Erster Gang macht immer tack tack tack. Also am besten nicht benützen. Aber wie fährt man mit einem Auto ohne Ersten? Aus der Kurve fehlt die Power und wenn die dann kommt, weil die Drehzahl steigt, dann aber so plötzlich, dass man wieder dorthin fährt, wo man gerade hergekommen ist!

 

 Lieber Gott, was hab ich da mir angetan? Also rein zum Service und mit Hand und Fuß erklärt, was los ist. Gut, wir haben EIN Ersatzgetriebe. Also es wird getauscht und wir sollen drauf aufpassen. Noch mal ist nicht. Alle umstehenden Ungarn können das Lachen nicht unterdrücken:  Der Idiot kennt kein russisches Getriebe. Im nächsten Umlauf wird er wieder stehen. Das Auto wurde kurzerhand auf die Dachkante gelegt und 16 Minuten später stand es wieder auf allen Vieren mit einem nagelneuen Getriebe im Bauch. Das nächste Training verlief schon besser.

 

Schön langsam kam das Gefühl für die Kraft und den Vortrieb. Erste SP und der Spaß begann. Trotz aller Vorsicht, die ich an den Tag legte und nur ganz zögerlich das Gaspedal niederdrückend, rollte ich über den Schotter. Im Ziel die Überraschung. Um ganze 3 Sekunden schneller als die beste Zeit im Vorjahr. Schlafen gehen und die Eindrücke verdauen. Sowohl ich als auch Corina. Wir hatten uns an diesem Abend nicht viel zu sagen. Manchmal kann schweigen mehr sagen als tausend Worte. Wir waren uns wieder mal einig.

War am Freitag mein Filius noch schneller als ich, so konnte ich am Samstag schön langsam die Überlegenheit des Materials zur Geltung bringen. Bei jeder Sonderprüfung um einen Deut schneller werdend, unterlief Markus in der 4. WP ein Fehler der in einem Überschlag endete. Mit Bauchsausen und sch… Gefühl im Magen wartete ich die Unterbrechung ab. Dann die Erlösung: Beide OK. Es ging weiter. Trotz der nervlichen Belastung wieder eine Verbesserung  der SP Zeit und in der SP 5 dann mit 10.58 der Höhepunkt. Um eine ganze Minute und drei Sekunden schneller als im Vorjahr. Nie Probleme, nie volles Risiko und trotzdem so schnell. Eine Freude die man nicht beschreiben kann. Ein 3. Platz in der Klasse, gleich hinter unserem Vermieter, der durch eine falsche, aber nicht beanstandete falsche Zeiteintragung, um den 1. Platz gebracht wurde, war der größte Erfolg in der heurigen Saison. 12 Fahrzeuge am Start in der Klasse, davon 5 im Ziel und wir am Stockerl. Was will man mehr. Ein Dankeschön auch an dieser Stelle an unsere Sponsoren, ohne die diese Zwischeneinlage nicht möglich gewesen wäre.

 

 

Dr.Apela