BARUM – EINE LEGENDE LEBT !

 

Ich weis eigentlich nicht mehr genau wie oft ich schon die Barum gefahren bin. Als Beifahrer glaub ich öfters, als als Fahrer. Wie oft ich da das Ziel gesehen habe, kann ich auch nicht mehr sagen. Eines weiß ich ganz genau, als Fahrer hatte ich schon drei Versuche hinter mir-alle schief gegangen. Als Pilot zum ersten Mal hatte ich die unvergessliche Jutta am heißen Sitz. Technisches Aus mit Problemen im Verteiler. Ein Jahr später bin ich dann mit  Gerhard Lauscher angetreten, ebenfalls mit der Lada, wesentlich motivierter und auch wesentlich flotter unterwegs, ich hatte ja ein Jahr Zeit zum üben, aber anscheinend zu wenig. In einer rechts vier über Brücke war dann die Straße zu Ende, oder auch das Talent, kann mich nicht mehr so genau erinnern und wir landeten vor der Brücke mit Überschlag in einem Werkskanal.
 

Dann begann nach meinem kurzzeitigem Aussetzer die neue Zeitrechnung in meiner Rallyelaufbahn. Der so genannte "zweite Frühling" setzte ein. Im Jahr 2003 dachten wir noch nicht an so große Pläne, aber 2004 wollten wir´s wissen. War für uns beide ( dem Co und mir) eine Erfahrung mehr. Corina hatte ihren ersten Überschlag hinter sich gebracht und ich wusste, dass man von zu viel Technik und zu wenig Training in meinem Alter überfordert werden kann.

 

Also musste man mit anderen Vorgaben an eine so große Aufgabe herantreten. Mit den alten Aufzeichnungen fuhren wir schon im Frühjahr in die Gegend rund um Zlin und begannen Streckenabschnitte zu besichtigen und zu analysieren. Auch der Teil unseres Ausrutschers aus dem Vorjahr wurde genau betrachtet. Im Nachhinein gesehen ein Fehler aus meiner Ansage bei der Besichtigung.

 

Also verbrachten wir, wie schon gesagt, etliche Wochen vor dem eigentlichen Training  viele Stunden auf den Pisten der Barum. Heute betrachtet, eine Investition, die sich gelohnt hatte. Auch wenn die Streckenführung von Jahr zu Jahr geändert wird, so bleiben doch 80 %  - wie in den Jahren davor- gleich. Hatte man in früheren Zeiten endlos Zeit zum Trainieren und Besichtigen, so ist heutzutage nur ein dreimaliges Befahren der Strecke erlaubt.

 

Das Auto hatten wir schon in der ganzen Saison in unseren Fittichen und es ist uns ein treuer Gefährte geworden. Die Mätzchen aus dem Vorjahr wurden von unseren Mechanikern über Winter erfolgreich ausgetrieben. So starteten wir in diese Saison auch das erste Mal bei der Barum mit tschechischer  Lizenz, was bedeutete, dass unsere Startgeldbefreiungen zu Ende waren. Tschechisches Auto, Lizenz und Team bedeutet auch Gleichstellung bei den Finanzen im „Heimatland“.

 

Bei der Besichtigung auf jede Kleinigkeit geachtet, ganz genau kontrolliert und voll motiviert ging's also los. Schon die SP1, ein Stadtkurs durchs Barum Werk und über den Autobus- Bahnhof war eine Sache für sich. Im engen und winkeligen Anfangsteil dieser SP, etwa der halben Strecke, hatten wir laut privater Zwischenzeitnehmung eine Zeit um den 15. Gesamtrang. Die zweite Hälfte der SP war dann eine Sache der PS Boliden. Da hatten wir natürlich mit unseren 1400 ccm wenig entgegenzustellen. Aber diese Meldung genügte uns, um voll motiviert in den 2. Teil der Rallye zu starten. Ohne Risiko, immer flott und zügig den Tag heruntergespult. Platzierung im Mittelfeld, stärkere Fahrzeuge hinter uns; Herz was willst du mehr.

 

Aber dann der 3. Teil. Erste Sonderprüfung verschlafen. Frag mich warum. Die Zweite dann hakelig und unrhythmisch gefahren, die Ansagen nicht umsetzen können. Also tief durchgeatmet auf in die Dritte. Es lief wieder. Es ging so richtig flott dahin, die Sonderprüfung lag uns, wir kannten sie aus den Vorjahren, allerdings aus der anderen Richtung, aber man behält so manche Ecke im Gedächtnis. Die Ansagen kamen punktgenau und ich verstand sie perfekt umzusetzen.
Ortsanfang 60 rechts 2 eng  20 links2 in rechts 2 eng, Sutte 30 links 2. Erster Gang und saueng, steil bergauf  und...............ratatatatata, das Auto wird langsamer, wir stehen, rollen zurück, verkehrt in eine Einfahrt. Das Gesicht meine Co´s versteinerte sich. Aus den Augen nur pure Enttäuschung. Türe auf und raus, weg vom Auto.  Meine erste Vermutung: Halbachse ab. Motorhaube auf – nichts zu sehen, unters Auto – nichts.  Auf beiden Seiten die Kreuzgelenke noch ganz, also ist´s was Anderes. Wieder rein und starten. Retourgang rein und probieren. Das Ding bewegt sich. Coko schnell: Motorhaube zu und rein ins Auto. Selbst wenn wir nur im Retourgang weiterkommen- wir fahren. Sechs Minuten versch..... und nur 800 Meter bis ins Ziel. Mit dem ersten Gang und viel Krawall schafften wir´s.

Zeiteintrag – Mechaniker anrufen und Schadensmeldung absetzen. Wir kämpfen weiter bis zum endgültigen Aus. Aufgegeben werden Briefe. Auch der dritte Gang hat noch einige Zähne. Das Rattern gleich laut, aber wir rollen- wenigstens etwas schneller. Getrübte Stimmung im Auto. Das endgültige Aus vor Augen, eigentlich nur eine Frage der Zeit. Selbst wenn wir´s bis zum Service schaffen sollten; das Getriebe ist hinüber. Der einzige Vorteil dorthin zu kommen bestand darin, man brauchte uns nicht abzuschleppen.
 

Im Service angekommen zeigte sich einmal mehr wie richtig unsere Entscheidung im Jahr 2003 war, dieses Team als das Unsere auszuwählen. Schon beim Einfahren in die Servicezone bemerkten wir ein Motorrad mit 2 Mechanikern, welches uns folgte. Was wollen die denn? Wahrscheinlich Zufall oder Neugier. Doch nicht. Das waren Freunde unserer Mechaniker. Zeitweise bis zu sechs Leute unter unserem Wagen am Schrauben. Getriebe raus, neues Getriebe rein. Ganze 26 Minuten für einen Knochenjob. Nur 6 Minuten Strafe ausfassen. Kaum zu glauben, wir fuhren wieder. Zwar hatten wir jetzt 6 Gänge nach vorne, aber keinen Retourgang mehr. (Das 6 Gang Getriebe braucht eine eigene Mechanik für den Retourgang. Die einzubauen, dazu fehlte einfach die Zeit.)

 

Wir waren wieder unterwegs. Kaum zu glauben aber wahr. Unser Gesicht grinste wahrscheinlich im Kreis, wenn da nicht die Ohren gewesen wären. Wir lebten noch und die Barum mit uns. Den Rest des Tages locker heruntergespult, fröhlich und gutgelaunt beendeten wir die Legende Barum.

Frau Regnarova gab ich am Start ja ein Versprechen. Bisher noch nie was bezahlt beim Veranstalter, diesmal die ganze Gage. Da wollen wir auch alles fahren. Wir haben den Mythos Barum besiegt und ein Versprechen eingelöst. Die Legende lebt weiter. Auch 2006 sehen wir uns wieder.

 

Dr. Apela